Der erste Advent liegt hinter uns. Und mit ihm die Erinnerung, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis wir Weihnachten feiern.
In diesem ganz besonderen Jahr sind die Planungen für die Weihnachtsfeiern bei vielen Menschen auch ganz besonders, weil sich Verunsicherung breit macht, ob altbekannte und wohltuende Rituale so gefeiert werden können wie immer.
Bei Familien, in denen ein geliebter Mensch verstorben ist, gibt es solche Gedanken nicht nur in diesem Coronajahr 2020, sondern sie stellen sich jedes Jahr aufs Neue.
Wie feiern wir Weihnachten ohne den Verstorbenen? Ist uns überhaupt nach Feiern zumute oder lassen wir einfach alles an uns vorübergehen? Wer trägt denn jetzt den Christbaum ins Wohnzimmer? Wer schmückt ihn? Schneiden wir einen Zweig des geschmückten Christbaumes ab und bringen ihn auf den Friedhof zum Grab? Wer kocht das leckere Weihnachtsessen? Wer spielt Klavier? Wer freut sich über Geschenke? Wie wäre es, wenn die Verstorbene jetzt hier mit uns feiern könnte? Wo hat der Verstorbene einen Platz mitten unter uns? Decken wir für sie mit? Steht ein Foto des Verstorbenen unter dem Baum?
Bei manchen Menschen liegen alle Weihnachtsgeschenke schon fix und fertig verpackt bereit. Andere sind noch am Überlegen, mit was sie in dieser Zeit ihren Liebsten eine Freude bereiten können.
Im Gespräch mit einer lieben Kollegin, deren Mann im Sommer verstorben ist, wurde deutlich, was sie so sehr als Trost und Aufrichtung empfunden hat: Dass Menschen ihr geschrieben haben von den großen Momenten und kleinen Augenblicken, die sie mit ihrem Mann erlebt haben, was er ihnen bedeutet hat, was sie an ihm vermissen. Dem ein oder anderen Brief war noch ein Foto beigefügt und oft waren es Geschichten und Begebenheiten, von denen die Kollegin gar nichts wusste. Sie sagte mir, dass sie diese Gedanken als einen unendlich reichen Schatz empfindet, den sie - solange sie selbst lebt - bewahren, hegen und pflegen wird.
Beseelt durch dieses Erlebnis und in der Vorbereitung unserer Jugendtrauergruppe im November, ist mir eine Idee der Trauerbegleiterin Elke Kohl wieder in die Hände gefallen. Ein bisschen umgewandelt - und von der wunderbaren Heidi Obertreis mit unseren Sternenkindern von Gisela Pfohl bereichert - entstand ein Brief, den Trauernde ihren Angehörigen und Freunden mit der Bitte senden können, den Erinnerungsschatz an den Verstorbenen zu bereichern und zu bewahren. Die Jugendlichen der Jugendtrauergruppe werden diesen gleich nächste Woche verteilen.
Und auch Sie können ihn sich gerne hier downloaden, ausdrucken, verteilen und dann gespannt warten, welche Überraschungen Sie erreichen. Denn das ist ja der tiefere Sinn der Adventszeit: Das Warten in Vorfreude.